Als erster Händler in Deutschland startete toom 2022 mit Fairtrade Deutschland gemeinsam ein Pilotprojekt für mehr Stecklinge mit Fairtrade-Siegel. toom vertreibt deutschlandweit bereits seit 2015 ausschließlich Fairtrade zertifizierte Weihnachtssterne. Ursprünglich stammt der Weihnachtsstern nämlich nicht aus Europa, sondern aus Ostafrika, wo die Stecklinge teils unter schwierigen Bedingungen für die Arbeiter:innen produziert werden. Durch das gemeinsame Pilotprojekt von toom und Fairtrade Deutschland werden die Fairtrade-Prämieneinnahmen der Arbeiter:innen in Ländern des globalen Südes erhöht, die Kosten im globalen Norden reduziert und so Fairtrade- Stecklinge zu einer echten nachhaltigeren Alternative zu herkömmlichen Stecklingen.

Für die Arbeiter*innen bringt die Fairtrade-Zertifizierung viele Vorteile wie feste Arbeitsverträge oder Mutterschutz. Zudem erhalten sie einen Mindestlohn und profitieren von der Fairtrade-Prämie. Ergänzend zur regulären Fairtrade-Prämie zahlt toom außerdem eine Extra-Prämie. Dies wird von der unabhängigen Zertifizierungsorganisation FLOCERT bei den Importeuren und bei toom überprüft.

Im Zuge dieses Projektes wurden Stecklingsfarmen in Kenia Fairtrade-zertifiziert. toom Team Lead Sustainability & Business Operations Plants ist Ribanna, zuständig für das Nachhaltigkeitsbewusstsein bei toom und arbeitet in unserem Pflanzenlager in Bottrop. Um das Fairtrade-Versprechen von toom zu gewährleisten, ist sie nach Kenia geflogen, um sich mit den Gegebenheiten auf den Stecklingsfarmen vertraut zu machen. Wir haben sie anschließend interviewt!

Ribanna, aus welchen Gründen genau bist du nach Kenia geflogen?

In erster Linie, um mir vor Ort ein Bild von den Farmen zu machen. Aber es war auch wichtig, mit dem Managementteam der Farmen darüber zu sprechen, wie Prozesse weiter verbessert werden können. Von den Arbeiter:innen wollte ich erfahren, was Fairtrade für sie bedeutet und was sie mit den Prämieneinnahmen machen möchten und schauen, wie wir das Thema gemeinsam mit den Farmen, den Jungpflanzenunternehmen, die die Farmen im globalen Süden betreiben, und auch mit Fairtrade selbst weiter nach vorne treiben können.


Was hast du dir alles angesehen?

Insgesamt habe ich mir vier Stecklingsfarmen und eine Schnittrosenfarm angesehen. Bei den beiden neu Fairtrade-zertifizierten Farmen haben wir eine umfangreiche Besichtigung gemacht. So habe ich mir neben den Gewächshäusern auch gleich die Sozialeinrichtungen ansehen können.

Die Farmen bieten einem Teil der Belegschaft Wohnmöglichkeiten auf dem Farmgelände. Darüber hinaus gibt es dort oft Einrichtungen wie einen Kindergarten, eine Vorschule, eine Arztpraxis oder eine Kantine. Eine Farm verfügte über eine Naturkläranlage sowie ein System zur Trinkwasseraufbereitung, die wir uns angesehen haben. Das ist unglaublich viel wert! Denn die Region Naivasha, wo viele Stecklingsfarmen angesiedelt sind, liegt im Rift Valley, also am Großen Afrikanischen Grabenbruch. Die Region hat sehr Fluorid-haltiges Wasser, was zu Schäden an den Zähnen und porösen Knochen bei den Menschen führt, die das Wasser ungefiltert zu sich nehmen.

Darüber hinaus habe ich auch das Büro von Fairtrade Africa in Naiavasha besucht, und mich mit den Fairtrade Mitarbeitern dort über das Pilotprojekt ausgetauscht.

Und natürlich haben wir jede Menge Tiere gesehen. Eigentlich war es jeden Tag schon eine kleine Safari, denn auf dem Weg von unserer Unterkunft zu den Farmen konnten wir Giraffen, Zebras, Warzenschweine, Paviane und Co. bestaunen, die am Straßenrand grasten. Das war sehr beeindruckend.

Was hat dich am meisten beeindruckt? Und was ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Gespräche mit den Vertreter:innen der Fairtrade Prämienkomitees der beiden neu Fairtrade zertifizierten Farmen. Die Mitarbeiter:innen sind sehr stolz darauf, nun auf einer Fairtrade zertifizierten Farm zu arbeiten und setzen viel Hoffnung in das Projekt. Bewegend war zu hören, was sie mit den ersten Prämieneinnahmen machen möchten. So möchte ein Komitee eine Bushaltestelle für den Schulbus bauen, damit die Kinder der Arbeiter:innen nicht mehr morgens und abends im Dunkeln und über ungesicherte Straßen drei Kilometer von der Farm zur Schule und zurück laufen müssen. Das sind Themen, mit denen wir uns in Deutschland zum Glück nicht beschäftigen müssen. Dort sind sie aber Realität und ich bin froh, dass nach Lösungen gesucht wird.

Mit am bewegendsten war für mich der Besuch eines Kinderheims, welches von einer der beiden neu Fairtrade zertifizierten Farmen finanziell unterstützt wird. Dort wohnen ca. 45 Jungen, welche aus diversen Gründen von ihren Familien getrennt wurden und auf der Straße lebten, bevor sie in die Einrichtung kamen. Die Kinder bekommen im Heim regelmäßige, einfache Mahlzeiten und Schulunterricht. Zudem wird versucht, sie wieder mit ihren Familien zusammenzuführen.

Ansonsten ist Kenia an sich einfach ein wunderschönes und zu dem Zeitpunkt unseres Besuches sehr grünes Land. Die Natur und Tierwelt sind wunderschön und die Menschen sehr offen und freundlich.

Wird sich künftig etwas ändern oder läuft alles gut so wie es ist?

Wir werden weiterhin mit allen Akteur:innen der Zierpflanzenlieferkette, Fairtrade, den Jungpflanzenfirmen, unseren Gärtner:innen und natürlich den intern involvierten Kolleg:innen bei toom daran arbeiten, unser Fairtrade Sortiment zu erweitern, die Sichtbarkeit im Markt zu erhöhen und damit den Impact für die Arbeiter:innen auf den Stecklingsfarmen im globalen Süden sukzessive zu steigern.

Was nimmst du mit?

Dass wir mit dem Fairtrade Pilotprojekt wirklich einen Mehrwert für die gesamte Zierpflanzenbranche schaffen können – mit strategischer Relevanz und Strahlkraft nach außen. Es ist beeindruckend zu sehen, was das Projekt dort unten für die Menschen bedeutet und was wir erreichen können, wenn wir alle zusammen daran arbeiten, Fairtrade Stecklinge zu einer echten nachhaltigen Alternative zu herkömmlichen Stecklingen zu machen.

Zudem bin ich immer noch beeindruckt und überwältigt von den vielen Eindrücken, die ich gesammelt habe. Ich bin dankbar für diese Erfahrung, für die Gastfreundschaft, die mir entgegengebracht wurde, für die offenen und ehrlichen Gespräche und für die Möglichkeit, an diesem Pionierprojekt mitzuwirken.

Neugierig geworden? Weitere Infos zur Nachhaltigkeit bei toom gibt es auch unter Respekt wer's grüner macht.