„Ich bin dann mal weg“ – der erfolgreiche Beststeller von Hape Kerkeling wurde mehr als fünf Millionen Mal verkauft und stand über 100 Wochen an der Spitze der Bestsellerlisten. Ein Jahr nach Erscheinen dieses weltbekannten Reiseberichts macht sich auch unser toom-Kollege Christoph auf den (Jakobs-)Weg und geht den ca. 1.000 Kilometer langen „Camino Francés“. „Bevor ich den ersten Weg gegangen bin, hatte ich tatsächlich keinerlei Berührungspunkte mit dem Wandern. Ich war immer schon sportlich und hatte Spaß an Bewegung, aber auf den Jakobsweg hat mich tatsächlich ein Lehrer von mir gebracht. Ich hatte das Abitur gerade in der Tasche, gleichzeitig musste ich den Verlust eines lieben und wichtigen Menschen verarbeiten. Froh darüber, dass sich diese neue Perspektive aufgetan hat, habe ich mich an dieses Abenteuer herangewagt“, erzählt Christoph. Über einen Monat lang war er unterwegs, der Weg wahrlich kein Zuckerschlecken. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass der Weg einfach war. Du musst Dich jeden Tag aufs Neue motivieren, hast mit Blasen an den Füßen und Rückenschmerzen zu kämpfen. Gleichzeitig ist Aufgeben keine Option, weil einfach kein Bus, Zug oder Flugzeug in der Nähe ist, das Dich zurück nach Deutschland bringt. Also habe ich die Zähne zusammengebissen und durchgezogen“, erklärt er.

Fernab von den Ablenkungen des Alltags

Mit der Zeit stellt Christoph fest, dass sich auch sein Körper mit jeder Tour immer mehr an die strapaziösen, langen Wegstrecken gewöhnt. „Ich habe auf dem Pilgerweg ganz unterschiedliche Faktoren zu schätzen gelernt. Neben der körperlichen Betätigung bist Du fernab von gewöhnlichen Pauschalurlauben dazu gezwungen, Dich komplett mit Dir alleine auseinanderzusetzen und das auch auszuhalten. Du verzichtest komplett auf die üblichen und alltäglichen Ablenkungsfaktoren, hast nur ein Handy für Notfälle dabei. Auf dem Jakobsweg finde ich Ruhe und genieße das Gefühl, keine Termine und Verpflichtungen zu haben. Ich habe Zeit für mich, außerdem lässt man sich auch auf eine spirituelle Reise ein“, betont der Projektleiter Expansion. Im Schnitt schafft er am Tag ca. 30 Kilometer. Die Tagestouren absolviert er alleine, abends in Herbergen freut er sich auf das Zusammentreffen mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten. Einzig auf die Bettwanzen, die in der ein oder anderen Unterkunft warten, könnte er verzichten. Verlaufen ist auf dem Weg nahezu unmöglich, die Routen sind mit Pfeilen und der bekannten gelben Muschel auf blauem Untergrund sehr gut ausgeschildert.

Auf seiner ersten Tour hat Christoph einen Kölner kennengelernt, mit dem er bis heute sehr gut befreundet ist. Die beiden verabreden sich jedes Jahr aus Neue zu gemeinsamen Touren: Nach dem Auftakt 2007 folgten 2010 der „Camino del Norte“ sowie 2018, 2019 und 2020 der „Camino Portugues“. Insgesamt kommt Christoph dabei auf die stolze Summe von ca. 2.500 Kilometer. Auch sein Wandergepäck hat er über die Jahre optimiert, neben einem 45 Liter Rucksack mit ca. sieben Kilo Gewicht hat er nur Wanderschuhe, einen Schlafsack und Kleidung zum Wechseln dabei. Ebenfalls findet der „Credencial“ (Pilgerausweis) immer einen Platz in Christophs Rucksack. Mit den gesammelten Stempeln kann er später im Pilgerbüro von Santiago de Compostela nachweisen, dass er die Kilometer tatsächlich zurückgelegt hat. Im Anschluss erhält er die sogenannte „Compostela“, also eine Urkunde der katholischen Kirche, mit der dem Pilger alle Sünden vergeben werden. Am Zielort bleiben Christoph und sein Kumpel mindestens noch zwei weitere Tage.

Weg der Begegnung

„Der Jakobsweg ist einfach ein toller Weg der Begegnung. Hier sind die unterschiedlichsten Altersgruppen vertreten, der jüngste Pilger war 7 Jahre alt und mit seinem Vater unterwegs. Der älteste Pilger, den ich getroffen habe, war ein 77 Jahre alter Australier.“ Als absolutes Hochgefühl beschreibt der 34-Jährige den Moment, wenn man das Ziel erreicht und Pilger aus allen Himmelsrichtungen zum gleichen Punkt hinströmen - nämlich der imposanten Kathedrale von Santiago de Compostela. Dann heißt es erstmal raus aus den Schuhen und das unbeschreibliche Glücksgefühl aufsaugen - nach diesem langen, stellenweise beschwerlichen Weg. „Man ist einfach unglaublich stolz und erleichtert, es geschafft zu haben“, so der leidenschaftliche Pilger.

Vor dem Jakobsweg ist nach dem Jakobsweg – aktuell laufen die Vorbereitungen für die nächste Tour in 2021: Dann steht der „Camino Ingles“ auf seiner Travellist. Wir wünschen Christoph für die Zukunft weiterhin inspirierende Routen, bereichernde Begegnungen und das Vertrauen, sich auf neue (Jakobs-) Wege einzulassen.